| 
 Ein wenig Wehmut eines Fans
 von Hansi Reuter, Samstag, 19. Februar 2011 um 15:22
 
 Seelendreck ans aktuelle Team
 
 Erinnert sich jemand an Samstag, den 01.02.1975? Es war 16:00 Uhr als ein gewisser Heribert Bruchhagen sein erstes Tor für den DJK Gütersloh erzielte und damit die 1:0 Führung gegen Olympia Wilhelmshaven (Endstand 4:0). Keiner von uns war dabei. Unsere Eintracht unterlag an besagtem Tag in Mönchengladbach mit 0:3, viele von uns waren dabei. Vier Monate später gewannen wir den DFB-Pokal, auch hier waren viele von uns Augenzeugen. Michael Skibbe war gerade 9 Jahre alt. Viele Erfolge und Enttäuschungen folgten in den Jahren. Es war die Zeit, als Fußballschuhe noch schwarz waren, der Stehplatz 8 Mark kostete und die teuerste Karte unvorstellbare 30 Mark. Das Bier wurde für 1,20 geschlürft und das Waldstadion hatte eine Gaststätte in der man bar bezahlen konnte. Nach Niederlagen durfte man als Fan seine Mannschaft kritisieren ohne gleich als Verräter dazustehen. Es fiel nicht auf, dass ein Stadiondach nicht geschlossen war, es gab keines.
 
 Kunter, Koitka, Wienhold, Pahl, Stein, Köpke. Die Eintracht hatte Torleute von denen sich vielleicht mal einer einen Ball wie ein Diskuswerfer in die eigenen Maschen setzte, aber ein Nürnberger Schuss aus 25 Meter wurde mit dem Fuss im schwarzen Schuh gestoppt und der Konter eingeleitet.
 
 Müller, Trinklein, Körbel, Neuberger, Trapp, Reichel, Pezzey, Sziedat, Lorant, Falkenmayer, Binz, Studer, Roth, Zchadadse, Weber u.v.a. verteidigten mit dem Adler auf der Brust. Und der bedeutet ihnen etwas.
 
 Grabowski, Kraus, Nickel, Disco-Ronnie, Nachtweih, Möller, Bein, Detari, Gründel, Jay-Jay und zahlreiche andere Mittelfeldspieler konnten Eckbälle in des Gegners Strafraum bringen, Freistöße verwandeln und einen Nürnberger ausspielen! Die schwarze Farbe der Schuhe zog den Ball magisch an und jeder Tunnel im Training kostete 5 Mark. Die Mannschaftskasse war gut gefüllt. (Bananen-Oli kotzt heute noch bei dem Namen Okocha)
 
 Hölzenbein, Bum-kun Cha und Yeboah erzielten alleine über 250 Tore für die Adler vom Main. Die Liga zitterte vor der Offensivabteilung unserer Kicker. Keiner von Ihnen verhandelte erfolglos in der Türkei und traf dann über 25 Spiele nix.
 
 Wir hatten Trainer ohne Taktikresistenz, mit Mut zur Offensive. Ja, auch viele Bekloppte die an Magie von Plastikstühlen glaubten (aber mit einer bescheidenen Truppe den Aufstieg schafften), Sportlehrer in Containern, betrunken auf der Bank, Ägypten-Verpisser, Bayernfans mit Seidenschal, Osramvertreter, Zonenflüchtlinge, ja sogar echte Pfälzer. Einige möchte ich hier gar nicht erwähnen, aus Respekt vor unserem Verein. Aber nur Container-Willi stellte noch defensiver auf als der Neusser Selbstdarsteller und der Co-Trainer vom Offenbacher.
 
 Es gab genug Spieler die den Adler auf der Brust nicht verdienten, aber es gab auch Spieler wie Bindewald oder Schur, die mit limitierten Möglichkeiten alles gaben für den Stick auf dem Trikot.
 
 Schellen auf der Mitgliederversammlung, Immobilienhandel in der Kabine, Kündigungen durch das Klofenster, Manager als Spielerberater, Verhaftungen in Fernsehsendungen, Präsidenten mit einem Jaguar die sich beim Finanzamt als Opelfahrer ausgaben (Bewährungsstrafe), Gehaltslisten in Papierkörben, die Uhr ging nicht wie angekündigt, aber Yeboah ging. Endlos kann man die Skandale und Aufreger fortsetzen. So war sie unsere Diva vom Main.
 
 Niederlagen gegen Homburg/Saar folgten Siege gegen die Bayern. Freudentränen und Klagegeheule wechselte sich rasend ab. Immer war die Eintracht Thema in Sportsendungen. Ausreden wie finanzielle Mittel galten nicht. (Haben eigentlich Mainz, Freiburg, St. Pauli, Nürnberg mehr Geld??) Es war sicherlich nicht alles besser, aber es ging um das Spiel. Das Spiel, warum wir ins Stadion gehen. Das Spiel unserer Mannschaft der Eintracht. Weil wir Frankfurter sind (und ihr nicht !?), nur eine Stadt nur ein Verein.
 
 Ich will keine kommerzielle Veranstaltung wo erst nach dem Umsatz und dann nach dem Ergebnis gefragt wird. Familiäre Probleme, Finanznöte, gekündigte Freundschaften, Geldstrafen und vieles mehr haben wir auf uns genommen und werden wir auf uns nehmen. Nur um unsere Eintracht zu sehen.
 
 Ich war mit Freunden im Kino und der Film war echt mies. Als ich darauf antwortete „ich bin Eintracht Fan und sehe zur Zeit genug schlechte Filme“, wurde mir geraten nicht mehr ins Kino zu gehen. Das geht, nicht mehr ins Stadion geht nicht. Ich bin Frankfurter, kein Erfolgsfan. Aber einer mit Anrecht auf ehrliche Arbeit. Meine Karte wird mir nämlich nicht geschenkt. Wie übrigens das Stadionmagazin auch nicht mehr in meinem Mitgliedsbeitrag enthalten ist. Dafür gibt es aber eine dritte Sorte Rotwein im VIP-Bereich. Aber statt französischen Dokumentarfilmen mit schwedischen Untertiteln, möchte ich wieder Blockbuster erleben. Der Ausgang ist nur sekundär, aber die Schauspieler sollten gut sein. Sonst müssen wir die austauschen. Und wenn der Regisseur nix taugt, dann weg damit und Nachwuchskünstlern eine Chance geben. Dann klappt`s auch mit dem Etat.
 
 Ich bin am Samstag wieder beim Spiel und nicht im Kino und zu guter letzt noch ein paar Namen: Bechtold, Becker, Claus, Ehmer, Gmelin, Grabowski, Gramlich, Heilig, Hölzenbein, Imke, Jockel, Körbel, Lindner, Pfaff, Pfeiffer, Schmitt, Schneider, Schütz, Stubb und Weilbächer.
 
 Wer das ist? Es sind die Ehrenspielführer von Eintracht Frankfurt. Männer voll Ehre und Stolz, mit dem Willen alles für diesen Verein zu geben. So wie wir alles für diesen Verein geben.
 
 Merkt Euch das für die kommenden Spiele und beschmutzt Ihre Namen nicht. Und merkt Euch noch eins:
 
 Wir waren vor Euch da und ir werden nach Euch da sein. Wir sind Frankfurter.
 
 Nur eine Stadt, nur ein Verein.
 
 Viele von euch kennen den Hansi er ist wie viele von uns schon lange lange dabei. Respekt für diese Ausführung...................
 __________________Gruß Thomas  :smilie-018
 
 
 |