Ein Brief, der auch hier veröffentlicht gehört. Für alle die, die diese Zeiten auch erlebt und gelebt haben:
Lieber Friedhelm, lieber Heribert,
die Diktatur Franco`s lies meinen Onkel sein Vaterland verlassen und als Gastarbeiter in Deutschland neue Wege gehen. Die Umstände unter denen er die Schwester meines Vaters traf und heiratete, sind mir bis heute nicht bekannt. Zwangsläufig und ohne meinen Einfluss (oder den meines Vaters) wurde er zu meinem Paten. Bis heute kann ich bestätigen, dass er mich liebt und diese Aufgabe immer mit großer Hingabe meistert. Spanier lieben den Wein, das Weib und den Fussball. Sie sind stolze Menschen, verstehen den Stierkampf, tanzen Flamenco und sitzen bei Tapas und Osborne. Teil ihrer Gespräche ist immer der Fussball. Ungeliebte Katalanen, Galizier mit eigener Sprache, königliche Madrilenen, meist zweitklassige Andalusier, der Fussball ist all gegenwärtig. Auch mein Onkel hat mir vermittelt, dass Fussball nicht das Wichtigste im Leben ist, sondern das Einzige. Zu Atletico hält man, wenn man(n) aus dem Volk kommt. Wie man(n) zu den Sechzigern hält oder auf Celtic spuckt. Im August 1973 hat er mich mitgenommen, nicht zum FSV, nein zur Eintracht. Mit großen Augen habe ich den Heroen auf der grünen Wiese zugeschaut, während andere Kinder Fangen und Verstecken spielten. Der Gegner war der Vfb Stuttgart, Fussballerisch meiner Eintracht überlegen hatten die Schwaben nach einer Stunde mit 3-0 geführt. Ich hatte nicht verstanden warum die Stimmung so schlecht war, habe mit meiner kleinen Eintracht-Fahne in der Hand immer wieder Jürgen, Jürgen gerufen. Hoffte Grabowski zu Geniestreichen zwingen zu können. Trinklein, Rohrbach, Weidle, Hölzenbein, Nickel und all die anderen mit dem Adler auf der Brust (und im Herzen) fingen an sich zu wehren. 2-3 nach 80 Minuten, der Ausgleich nach 82 und der Sieg nach 84 Minuten. Welch ein Spiel und was für Männer. Ein Erlebnis, welches mich prägte. Nur in der Schule hatte sich für mich nichts geändert dadurch, ich wurde im Sport immer als letzter in eine Mannschaft gewählt. Ich konnte den Sport den ich lieben lernte nie spielen. Das ist immer so geblieben. Ich kannte alle Spieler der Rangers, wusste warum sich Everton und Liverpool hassen, habe beim Tipp-Kick jedes Europapokalspiel nachgespielt. Ich bin zur Eintracht, immer abhängig von meinem Onkel. Habe die DFB-Pokal Siege 74 und 75 gesehen. 1981 in Stuttgart die blöden Pfälzer (ja Herr Funkel, die blöden Pfälzer) geschlagen. Williiiiiiiiiiiiiiiiiiii, jeder wußte wer Neuberger ist. Pahl hat mir die Hand geschüttelt. In meiner Altersklasse war man Bayern oder Gladbach Fan. Das war ja auch leicht, die haben ja eh immer gewonnen. You only sing when you´re winning.
In all den Jahren die vergangen sind, haben sich die Spiele meiner Eintracht gemehrt. Ich war in Sochaux, Rotterdam, Dnjepopetrowsk, Utrecht, Mechelen, und und und. Ich habe gesehen wie Schädel-Harry die Bayern erschoß, habe mich von den dreckigen Spurs verprügeln lassen. Das alles für 5 Deutsche Mark das Spiel, das Binding für 60 Pfennig.
Die Liebe meines Lebens hatte von mir ein Entscheidung gefordert, die Eintracht oder Sie. Ich liebe Sie bis heute, aber die Eintracht ist alles für mich. Selbst schuld.
Lautern (schon wieder diese Pfälzer Herr Funkel), Reutlingen, Ulm usw. Wir sind die Eintracht und nur wir gewinnen solche Spiele. Saarbrücken, Duisburg ??? habt ihr wirklich dran geglaubt ???
Ich habe EUCH alle kommen und gehen sehen, habe Fanz ertragen. Andermatt geduldet. Den dummen Serben erlebt, Rausch, Senekowitsch, den Feigling Feldkamp, Zebec (der hat wenigstens trinken können), die Schwuchtel Csernai, den Flüchtling Berger, den Ossi Zahnleitner, den Idiot Lippert, Container Willi, und viele mehr. Ich war vor EUCH da und bin nach Euch da.
Du Friedhelm bist mit jeder Mannschaft abgestiegen, Du bist Taktik-resistent, Du liebst diesen Sport nicht, Du liebst meinen Verein nicht. Du kannst mit Kokser Rolf bei der Biggi den Breiten machen. Mir machst Du nix vor. Ich bitte Dich nur um Eines: Geh ! Irgendwo hin, nach Neuss zum Vfr, nach Duisburg, an den Ostseestrand zur Hansa, mir egal, nur GEH.
Achso, Heribert. Danke für alles. Danke, dass wir von der Diva zum Vfl Bochum wurden. Und wenn Dir nix mehr einfällt, habe ich einen Tipp: Geh mit !
Eines habt ihr geschafft und das verzeihe ich Euch nicht: Ich hab mich über den Sieg nicht gefreut. Vielleicht gehöre ich da nicht mehr hin, aber ich werde noch da sein wenn an Euch keiner mehr denkt. Mit der Fahne in der Hand, dem Jürgen auf den Lippen und dem Adler im Herzen.
Es gibt nur eine Stadt, nur ein Verein.
Leckt mich am Arsch.
Quelle unbekannt / von irgendwem aus dem www
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Gruß Thomas 
Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Thomas B&W am 27.10.2008 17:01.